Der LC 2 von Le Corbusier ist ein echter Klassiker – und mit rund 4000 Euro Anschaffungspreis (je nach Ausführung variiert der Preis) wahrlich kein Schnäppchen. Doch nicht jeder Designbegeisterte scheint diesen Preis willig oder in der Lage, zu zahlen. Muss man auch nicht, das jedenfalls suggerieren die zahlreichen und wesentlich günstigeren Kaufangebote im Netz. Einen LC 2 ab 500 Euro? Zwar handelt es sich bei den angebotenen Sesseln nicht um das Original von Cassina, sondern um sogenannte Repliken – doch wie kommen Preisunterschiede in dieser Größenordnung zustande? Wo genau liegen die Unterschiede zwischen Original und Replik und ist der Kauf einer Replik strafbar? Wir fragen Wilfried Lembert, Mitglied der Creativen Inneneinrichter und Inhaber von minimum.
ORIGINAL VERSUS REPLIK – EINE DEFINITION
Das Original des LC 2, den Le Corbusier gemeinsam mit Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand 1928 entwarf und fertigen ließ, gibt es streng genommen nur einmal. „Davon ausgehend sind alle weiteren Stücke Nachbauten des Originals, und wer es extrem eng sieht, könnte schon hier von Repliken sprechen“, so Wilfried Lembert.
Aber so eng sieht es der allgemeine Sprachgebrauch nicht und zählt auch vom Designer selbst oder seinen Erben lizensierte Nachbauten und Re-Editionen zu den Originalen. Im Falle des LC 2 erwarb Cassina 1964 die exklusiven weltweiten Produktionsrechte durch die Unterzeichnung eines Lizenzvertrages mit den Miturhebern und der Fondation Le Corbusier.
Diese in Deutschland zur Produktion notwendige Lizenzierung und damit das geltende deutsche Urheberrecht, über dessen europaweite Angleichung seit Jahren diskutiert wird, werden mit der Herstellung oder dem Verkauf einer Replik verletzt. Das Geschäft floriert.