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EXPERTENTIPPS
LEDERPFLEGE

LEDERPFLEGE NICHT NUR FÜR KLASSIKER

Für das Avio Sofa System von Piero Lissoni für Knoll International stehen eine Fülle von Lederarten zur Auswahl. Welche die für Sie passende ist, erfahren Sie in einer fachkundigen Beratung im CI-Haus in Ihrer Nähe.
Die richtige Lederpflege ist Voraussetzung für eine schöne Patina und ein langes Leben. Ein Experte verrät, wie Sie Ihre Ledermöbel reinigen und pflegen.
AUTORIN: Catherine Hug

Ledermöbel sind etwas für die Ewigkeit: Leder ist ein strapazierfähiges, wasserabweisendes Naturprodukt mit einer unvergleichlichen Haptik. Das natürliche Material entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina, dabei ist es robuster als die meisten Stoffarten und damit perfekt geeignet für einen Designklassiker, der auch der nächsten Generation noch Freude bereitet. Doch auch Leder bedarf einer regelmäßigen Pflege, um ein Leben lang in Form zu bleiben, je nach Lederart. Wie sich Anilinleder und Glattleder voneinander unterscheiden und worauf Sie bei der Lederpflege achten sollten – wir haben einen CI-Einrichtungsexperten um Tipps zur Reinigung und Pflege von Ledermöbeln gebeten.

Für Matthias Althoff gibt es kein edleres Material als Anilinleder – weich, samtig und atmungsaktiv, der Verkaufsleiter von Seipp Wohnen in Tiengen hat eine Vorliebe für die hochwertigste und sensibelste aller Lederarten an, wenn das Gespräch auf Polstermöbel kommt: „Es ist das tollste Material überhaupt, trotz seiner negativen Eigenschaften“, sagt er und spielt damit auf die Enttäuschung mancher Kunden an, die sich häufig nach den ersten Spuren auf Ihrem kostspieligen Ledermöbel einstellt. Ein paar Tage in der neuen Umgebung und schon seien erste Spuren auf dem Ledersessel zu sehen, die sich nicht mehr entfernen lassen. Alles ganz normal, sagt Althoff, nur dass es sich bei der kostspieligsten aller Lederarten auch um die empfindlichste handelt, scheint nicht jedem klar zu sein. Selten hätten diese Kunden bei Seipp, Althoffs Arbeitsgeber, gekauft. Denn eine ausgiebige Beratung beinhaltet, wie in jedem der CI-Einrichtungshäuser, eine ausführliche Aufklärung über das Für und Wider der unterschiedlichen Lederarten sowie wichtige Hinweise zur Lederpflege. Auch passende Lederpflege-Sets könnten direkt erworben werden. 

Wichtiger als die Lederpflege, so Althoff, sei es, sich mit dem hochwertigen Material an sich zu beschäftigen. Leder sei eben ein reines Naturprodukt, das lebt und mit der Zeit Patina ansetzt. Das lasse sich nicht gänzlich verhindern, durch eine auf das Material abgestimmte und regelmäßig durchgeführte Lederpflege werde diese aber noch schöner, so der Experte.

„MEIN SOFA WAR SO TEUER, ABER ES SAH IN KÜRZESTER ZEIT SPECKIG AUS.“

FÜR MATTHIAS ALTHOFFEIN KLARER FALL VON FEHLENDER BERATUNG BEIM KAUF DES LEDERMÖBELS

LEDERPFLEGE BEGINNT MIT DEM WISSEN UM DAS MATERIAL: ANILIN, SEMIANILIN ODER GLATTLEDER?

„Insektenstiche, Zeckenbisse, Falten des Tieres – das alles ist auf Anilinleder sichtbar und sehr charakteristisch. Das offenporige und sehr empfindliche Material nimmt noch nach der Verarbeitung alles auf, womit es in Kontakt kommt: Sonneneinstrahlung, Heizungsluft, Flüssigkeiten, Talg hinterlassen ihre Spuren ebenso wie der ganz normale Gebrauch. „Die Oberfläche entwickelt in kürzester Zeit Patina. Das lässt sich selbst bei entsprechender Lederpflege nicht vermeiden und ist für Kenner des Materials gerade der Grund, sich für Anilinleder zu entscheiden“, erklärt Althoff. Wer Wert auf eine gleichbleibende Optik lege, sei mit dieser Lederart schlichtweg falsch beraten, so der Verkaufsleiter. Einer stärkeren Beanspruchung (etwa durch Haustiere) halte das weniger empfindliche Semianilin besser Stand: „Das hat ebenfalls die natürlichen Eigenschaften, ist immer noch weich, aber dank der schützenden Pigmentschicht ist es strapazierfähiger als Anilinleder.“ Dieser Schutz ist aber längst nicht so stark wie bei wesentlich unempfindlicherem pigmentiertem Glattleder. „Das ist dann aber wesentlich fester im Griff“, gibt Althoff zu bedenken. Die schützende Pigmentschicht überdecke außerdem die Poren und verleihe dem Material eine kältere Oberfläche, als bei Anilin- oder Semianilinleder. 

„WER MÖCHTE, DASS SEIN LEDERSOFA VOLLKOMMEN UNVERÄNDERT BLEIBT, DER SOLLTE SICH FÜR VOLLNARBIG GEGERBTES UND PIGMENTIERTES GLATTLEDER ENTSCHEIDEN.“

MATTHIAS ALTHOFFSEIPP

LICHT, LUFT UND DER MENSCH – DAS MACHT GUTE LEDERPFLEGE UMSO WICHTIGER

Selten ist es die Flasche umgekippte Nagellackentferner oder andere Unfälle, die das strapazierfähige Naturmaterial in Bedrängnis und seine Besitzer zum Verzweifeln bringen, weiß Althoff: „Und selbst dafür gibt es spezielle Lederreiniger, mit denen sich noch viel retten lässt“. Schlimmer seien Faktoren, die nicht so offensichtlich seien und dem Material Schaden zufügen, „etwa wenn das Ledersofa am Fenster steht und es innerhalb kürzester Zeit seine Farbe verliert. Bei Anilinleder reichen dafür nur wenige Tage“, warnt er vor einer unbedachten Platzierung des Ledersofas. Handelt es sich um rein pflanzlich gegerbte Leder, sei die Verfärbung durch UV-Strahlen vorprogrammiert, selbst ein Nachdunkeln sei möglich. Ausbleichen könne das Ledersofa auch durch Kunstlicht. Trockene Heizungsluft oder ein Platz am Kamin – für Althoff ernstzunehmende Gefahren für weiches Leder. „Das Leder wird durch die trockene Hitze spröde und brüchig. Das kann eine ausgiebige Lederpflege nicht rückgängig machen“, erklärt er und rät zu einem Mindestabstand von 30 Zentimetern des Ledersessels zum Heizkörper. 

PATINA GEHÖRT DAZU – VOR ALLEM BEI ANILINLEDER

Weniger dramatisch sind für Althoff Kratzer, über die sich so mancher Besitzer eines Haustieres ärgert, gegen die eine Lederpflege aber auch nichts hilft. Und immerhin, so meint Althoff, gehörten Kratzer zu den ganz normalen Gebrauchsspuren, bei denen ein Stoffsofa längst kapituliert hätte, ebenso wie bei Schäden durch Reissverschlüsse oder scharfkantigem Schmuck, der Spuren auf der kratzempfindlichen Oberfläche des Leder hinterlässt. Doch auch ohne Zutun, in optimalem Klima und abseits direkter Sonneneinstrahlung verändere sich das Naturprodukt mit der Zeit, entwickle eine mehr oder weniger ausgeprägte Patina. Das sei naturgegeben und sei durch entsprechende Lederpflege nicht zu verhindern: „Leder ist ein langlebiges und hochwertiges Material, dessen Eigenschaften Sie genau kennen sollten, bevor Sie sich ein Polstermöbel mit Lederbezug zulegen. Jedes Leder ist immer ein Unikat und ein Naturprodukt, das je nach Lederart Patina ansetzt. Genau das macht es so einzigartig.“

LEDERREINIGUNG: SO VERSCHWINDEN FLECKEN UND STAUB VON IHREM LEDERSOFA

Ein feuchtes Baumwolltuch, etwas Seifenflocken und lauwarmes (destilliertes) Wasser – mehr als das braucht es nicht zur Reinigung der Ledercouch. Bei Anilingefärbtem Leder sollte möglichst nur mit einem trockenen, weichen Tuch gereinigt werden. Eine solche Reinigung gehört zu den Basics jeder Lederpflege und sollte regelmäßig erfolgen. Staubkörner oder Krümel könnten der Oberfläche auf Dauer sonst zusetzen.
„Leder ist anspruchsvoll im Wert, aber anspruchslos in der Pflege“, so Althoff, der vom Einsatz von Mikrofasertüchern oder fettlösenden Reinigungsmitteln wie Spülmittel oder Schuhcreme dringend abrät. „Mikrofasertücher haben eine leicht schleifende Wirkung, damit zerkratzen sie die Oberfläche.“ Das Wasser sollte dabei sparsam verwendet werden. Denn zuviel Feuchtigkeit schade dem Leder mehr, als es nütze. „Nebelfeucht“ sollte die Reinigung erfolgen, bei einem empfohlenen Raumklima von etwa 45-50 % rel. Luftfeuchtigkeit und einer Raumtemperatur von 18-20°C. Ist eine spezielle Lederpflege geraten, so kommt die erst im Anschluss an die Reinigung. Denn wie bei der menschlichen Haut müssen die Poren gründlich gereinigt und von Schmutzpartikeln befreit worden sind, damit Lederpflege-Produkte in das Material eindringen und dort die gewünschte Wirkung erzielen können. 

Um sicherzugehen, dass zur Lederpflege eingesetzte Pflege- oder Reinigungsmittel nicht zu unerwünschten Veränderungen führen, rät Althoff, sie zuvor an einer unauffälligen Stelle zu testen. „Manche Hersteller geben Leder-Muster mit, die sich dafür nutzen lassen“, so der Experte, der im Laufe der Jahre eher zu viel der Lederpflege bei vielen Kunden erlebt hat. „Durch häufiges Reinigen oder zu viel Druck können die Farbpigmente regelrecht wegwischt werden“, warnt er. Aber es gibt noch andere Gefahren für die geliebte Ledercouch: farbintensive Kleidungsstücke zu Verfärbungen führen und langfristig Spuren hinterlassen. Lederpflege helfe hier nicht viel, wohl aber der Gang zum Experten so Althoff, „da vermitteln wir Fachfirmen mit Vor-Ort-Service, die über das nötige Knowhow verfügen, damit das Möbelleder keinen Schaden nimmt“.

Eine schnelle Reaktion zahle sich bei Getränkeflecken aus: meist lässt sich die Flüssigkeit noch schnell mit einem Papiertuch (Küchenrolle) aufnehmen, bevor sie tief in das Leder eindringt, zumindest wenn ohne Druck gearbeitet wird.

WIE REINIGE ICH MEIN LEDERSOFA?

  1. Zweimal im Jahr ist eine Reinigung des Ledersofas empfehlenswert (Voraussetzung für die anschließende Lederpflege).
  2. Flüssigkeiten immer zügig mit einem Küchentuch aufnehmen und dabei keinen Druck ausüben.
  3. Das Leder mit milder Seifenlauge und einem weichen Baumwolltuch nebelfeucht abwischen, Anilinleder mit einem trockenen Baumwolltuch abwischen.
  4. Spezielle Lederreiniger an unauffälliger Stelle oder einem Ledermuster testen, um Verfärbungen zu vermeiden.
  5. Hartnäckige Verfärbungen vom Profi behandeln lassen.

LEDERPFLEGE: RÜCKFETTUNG UND FEUCHTIGKEIT FÜR IHRE LEDERMÖBEL

Leder braucht regelmäßige Pflege, Fette und Feuchtigkeit, um lange schön und griffig zu bleiben. Bleibt diese Lederpflege aus, kommt zu Rissen und spröden Stellen. Hausmittel wie Nivea-Creme (die als Film auf der Oberfläche des Leder verbleibt und die Lederoberfläche auf lange Sicht angreift), Olivenöl (übersättigt das Leder und hinterlässt schmierigen Film), Buttermilch (hinterlässt ranzigen Geruch) oder Bienenwachs (verstopft die Poren und beraubt das Leder um seine natürliche Frische) schaden mehr, als sie nützen. Lieber vertrauen Sie auf den professionellen Rat Ihrer CI-Einrichtungsexperten, die Ihnen bei der Lederpflege hilfreiche Tipps und Tricks verraten.

Je nachdem, um welche Lederart es sich bei Ihrem Ledersofa oder Ihrem Ledersessel handelt, unterscheiden sich die Anforderungen in punto Lederpflege etwas. Denn die offenporige und atmungsaktive Oberfläche von Anilinleder braucht deutlich mehr Rückfettung und spezielle Lederpflege-Mittel, um eine schöne Patina zu entwickeln. Die Anwendung spezieller Lederpflege-Produkte empfiehlt sich vier Mal im Jahr. So bleibt das Leder ganzjährig gut geschützt und optimal versorgt. Pigmentiertes Glattleder, bei dem wiederum auch die Patina nicht so ausgeprägt in Erscheinung treten wird, ist da genügsamer. Eine hochwertige Lederpflege, ein oder zweimal im Jahr aufgetragen, reicht für eine lange Lebensdauer vollkommen aus.

WIE PFLEGE ICH MEIN LEDERSOFA?

  1. Immer erst reinigen, dann kommt die Lederpflege!
  2. Auch für die Lederpflege sind Mikrofasertücher tabu.
  3. Verwenden Sie ausschließlich auf die Lederart individuell abgestimmte Lederpflege.
  4. Pflegemittel mit weichem Baumwolltuch oder weichem Schwamm auftragen
  5. Einwirkzeit des Herstellers beachten
  6. Lederpflege mit einem trockenen, weichen Tuch eventuelle Reste abwischen.

WO BEKOMME ICH DIE PASSENDE LEDERPFLEGE FÜR MEINEN DESIGNKLASSIKER?

Damit Sie lange an Ihrem Möbelklassiker Freude haben, stehen Ihnen die Experten im nächstgelegenen CI-Einrichtungshaus mit Rat und Tat zur Seite. 

BEI GUTER LEDERPFLEGE HÄLT IHR SOFA NICHT NUR EIN LEBEN LANG

Bei guter Lederpflege wird Ihr Möbelstück länger halten, als jedes Stoffsofa. Es lohnt sich also, diesen Aspekt schon bei der Auswahl des Bezugs zu berücksichtigen – und das Designersofa Ihrer Wahl unbedingt einmal Probe zu sitzen, bevor es bei Ihnen einzieht. Denn nur so können Sie herausfinden, ob es wirklich gut zu Ihnen passt.

Unter Nachhaltigkeitsaspekten spielt auch die Gerbung des Leders eine wichtige Rolle. Denn ob das Leder mit aggressiven Chemikalien gegerbt wurde oder nur pflanzliche Stoffe zum Einsatz kamen, macht einen großen Unterschied. Polstermöbel aus pflanzlich gegerbtem Leder, im besten Fall zurückverfolgbar bis zur Kuh wird von immer mehr Herstellern angeboten. Das verarbeitet zum Beispiel der dänische Hersteller Fredericia für immer mehr seiner zeitlosen Klassiker: Rohhäute, die garantiert von europäischen Nutztieren stammen, hauptsächlich aus Deutschland, Schweden und Dänemark, rückverfolgbar bis zum einzelnen Tier.

Das Wissen darüber, aber auch zu Herstellungsprozessen, Transportwegen und anderen Nachhaltigkeitsfaktoren sollten Sie ebenso im Gespräch mit einem fachkundigen Experten erfragen können, wie Hinweise zu Reinigung und Lederpflege. Für die Einrichtungsexperten der Creativen Inneneinrichter eine Selbstverständlichkeit. 

BILDER

Knoll Int., Cassina, kaboompics, privat

ERPROBTES WISSEN UND LEIDENSCHAFT

UNSERE EXPERTEN

„SIE MÜSSEN NICHT VIEL ÜBER DIE RICHTIGE LEDERPFLEGE WISSEN. VIEL WICHTIGER IST DIE AUSFÜHRLICHE BERATUNG VOR DEM KAUF, DAMIT SIE KEINE BÖSEN ÜBERRASCHUNGEN ERLEBEN.“
MATTHIAS ALTHOFF
VERKAUFSLEITER SEIPP TIENGEN