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Design meets Handwerk
Lokum

Minimalistisch, geometrisch, lichtgetrieben.

Mit der Lokum-Kollektion widmet sich Sabine Marcelis einem besonders ausdrucksstarken Material: geblasenem Glas. In Zusammenarbeit mit erfahrenen Kunsthandwerkern entstehen minimalistische, skulpturale Objekte, die Licht, Form und Transparenz auf faszinierende Weise vereinen.
CI Redaktion

Mit der Lokum-Kollektion für Acerbis widmet sich Sabine Marcelis einem besonders ausdrucksstarken Material: geblasenem Glas. In Zusammenarbeit mit erfahrenen Kunsthandwerkern entstehen minimalistische, skulpturale Objekte, die Licht, Form und Transparenz auf faszinierende Weise vereinen. Im Interview mit Designkatalog spricht die Designerin über kreative Prozesse, Herausforderungen im Handwerk und die besondere Atmosphäre, die jedes Stück von Lokum ausstrahlt.
 

CI Redaktion: Die Lokum-Serie vereint minimalistische Form mit der satten Tiefe von geblasenem Glas. Was hat Sie ursprünglich dazu bewogen, für dieses Projekt mit diesem Material zu arbeiten?

Sabine Marcelis: Ich arbeite seit Jahren mit Flachglas, ich kenne sein Verhalten, sein Gewicht, sein Potenzial für Präzision und Kontrolle. Aber geblasenes Glas ist etwas ganz anderes. Es ist in gewisser Weise ein lebendiges Material: geformt von Atem, Schwerkraft, Hitze. Und ich war wirklich neugierig, diese Welt zu erkunden. Bei Lokum wollte ich sehen, was passiert, wenn ich meinen Ansatz – minimalistisch, geometrisch, lichtgetrieben – in ein Handwerk übertrage, das von Natur aus fließender und organischer ist.
 

Ich habe diese Kollektion wirklich den Meisterglasbläsern zu verdanken. Es steckt viel Schweiß darin! 

Glas hat außerdem diese unglaubliche Dualität. Es ist stark und zerbrechlich zugleich, fest und doch fließend. 

Bei Lokum hat mich die Idee gereizt, etwas von Natur aus Zartes wie geblasenes Glas zu nehmen und ihm eine strukturelle Rolle zu geben. Es hat etwas sehr Poetisches, einen Tisch – ein funktionales, geerdetes Objekt – aus einem Material zu fertigen, bei dem es um Leichtigkeit und Transparenz geht. 

Das Handwerk des geblasenen Glases bringt auch Unvorhersehbarkeit mit sich, die ich liebe – jeder Tisch fängt eine etwas andere Geste ein, einen in Form eingefrorenen Moment.
 

CI Redaktion: Glas ist ein bekanntermaßen komplexes Material – sowohl zerbrechlich als auch technisch anspruchsvoll. Was waren die größten Herausforderungen bei der Realisierung der Lokum-Tische und wie haben Sie sie gemeistert?


Sabine Marcelis: Geblasenes Glas bringt eine ganze Reihe neuer Herausforderungen mit sich, insbesondere, wenn man versucht, etwas Strukturelles wie einen Tisch zu schaffen. Anders als bei Flachglas, wo ich mit hoher Präzision und Kontrolle arbeiten kann, wird geblasenes Glas durch Bewegung, Timing und Intuition geformt. Es verhält sich nicht zweimal gleich.

Meine Aufgabe war es lediglich, das Material und die Handwerker über die üblichen Erwartungen hinaus zu fordern. Wir haben dem Prozess viel abverlangt: große Volumen, schwere Lasten, perfekte Geometrie, Klarheit, Festigkeit. Das lässt sich in einer einzigen Form nur schwer erreichen. Aber genau darin liegt auch die Magie – im Austesten von Grenzen und dem Finden des Moments, in dem Technik auf Überraschung trifft.
 

CI Redaktion: Sie sind bekannt für Ihren poetischen Umgang mit Licht und Reflexion. Wie hat das Zusammenspiel von Licht und Schatten den Designprozess von Lokum beeinflusst?


Sabine Marcelis: Licht ist immer mein Ausgangspunkt. Es ist das immaterielle Material, mit dem ich tatsächlich gestalte. Bei Lokum interessierte mich, wie geblasenes Glas mit seiner Dicke und Krümmung Licht ganz anders halten und verzerren kann als das Flachglas, mit dem ich normalerweise arbeite. Ziel war es, Formen zu schaffen, die sich fast wie erstarrtes Licht anfühlen – leuchtend, mit weichen Kanten und sich je nach Umgebung ständig verändernd. Da die Stücke vollständig aus farbigem Glas bestehen, wirken sie fast wie Filter: sie werfen getönte Schatten, leuchten von innen heraus und reflektieren die Welt um sie herum. Obwohl die Formen recht minimalistisch sind, wirken sie durch die Lichtinteraktion lebendig. Genau danach strebe ich: nach diesem stillen Moment, in dem sich ein Objekt durch den Lichteinfall verwandelt.

 

Ich wollte, dass sich die Stücke monolithisch und doch leuchtend anfühlen, als würden sie Licht in sich tragen. 

CI Redaktion: Die Handwerkskunst hinter Lokum ist eindeutig außergewöhnlich. Können Sie uns mehr über die Zusammenarbeit mit den Kunsthandwerkern und die Rolle der traditionellen Glasbläserei bei der Gestaltung des Endprodukts erzählen?


Sabine Marcelis: Die Zusammenarbeit mit den Meisterglasbläsern war für dieses Projekt von zentraler Bedeutung. Ich hatte eine klare Vision: minimalistische, monolithische Formen, die sich zugleich solide und ätherisch anfühlen, wusste aber auch, dass ich eine Welt betrat, in der das Material seine eigenen Regeln hat. Traditionelles Glasblasen ist unglaublich körperlich und intuitiv und erfordert ein tiefes Verständnis von Timing, Schwerkraft und Atem. Meine Aufgabe war es, diese Tradition herauszufordern – zu fragen: „Was wäre, wenn wir größer, dicker, präziser werden?“ Dinge, die man mit geblasenem Glas, insbesondere in diesem Maßstab, normalerweise nicht versucht. Und die Kunsthandwerker waren unglaublich großzügig und haben sich diesen Herausforderungen gestellt. 

Es entwickelte sich ein echter Austausch: Ich brachte meine Designsprache und meine Erwartungen ein, sie ihre technische Meisterschaft und ihr Feingefühl für das Material.

CI Redaktion: Was bedeutet Lokum rückblickend für Sie persönlich – als Designer und als jemand, der ständig die Spannung zwischen Material, Funktion und Emotion erforscht?

Sabine Marclis: Lokum war für mich ein ganz besonderes Projekt, da es außerhalb meiner üblichen Arbeitsweise liegt. Es hat mir auch wieder gezeigt, wie erstaunlich der menschliche Körper ist und welche entscheidende Rolle er in der Fabrik spielt. Es ist ein Dialog zwischen Mensch, Material und Feuer und manchmal ein Wettlauf gegen die Zeit. Ich liebe diese Art der Arbeit und muss Acerbis auch viel Anerkennung zollen. Ich hatte eine Idee und wollte sie unverfälscht halten, ohne Kompromisse. Acerbis hat sie umgesetzt und die Talente gefunden, sie umzusetzen, und hier sind wir nun. Es ist etwas Besonderes und nicht immer der Fall, dass alle gleichermaßen an etwas glauben und so hart zusammenarbeiten, damit es funktioniert – ich schätze diese Art der Zusammenarbeit auf jeden Fall.

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